Lunacy, weil ich das Wort mag

22.03.10

Eigentlich bin ich nichts. Ich will auch gar nichts sein. Ich bin zufrieden, wenn ich an meinem Fenster sitze und den Regentropfen beim Fallen zusehen darf. Diese leisen Töne, wenn die Tropfen auf das Glas treffen, die Welt darin versinkt und meine Knie an die Heizung stoßen, die aus ist. Keine Wärme, die mich empfängt, sondern nur Kälte, die immer wartet.

Die Menschen stellen mir Fragen und wüsste ich nicht, dass sie es tun, weil sie meiner Täuschung erliegen, würde ich mir wichtig vorkommen. So lausche ich nur ihren Worten, die immer schneller und dringlicher auf mich einströmen und suche nach Antworten, die es nicht gibt und auch nicht geben kann, weil die Frage schon so sinnlos ist, dass ich mir an den Kopf fassen und ihn schütteln will.

Und dann war da noch diese Lehrerin, deren Namen ich nicht erwähnen kann, aus Angst, dass jemand ihr verrät, dass ich über sie schrieb. Sie war eine dieser Personen, bei denen man einfach nur irritiert beobachten kann, dass sie den völlig falschen Beruf gewählt haben. Der Widerwillen, Leistungen anzuerkennen. Die Erziehungsmaßnahmen, die Mücken zu Elefanten machen, die nicht mehr stechen, aber alles zertrampeln können. Das leise Lächeln in ihrem Gesicht, während in ihren Augen die gleiche Kälte zu sehen war, die von meiner runter gedrehten Heizung ausgeht, während ihrem Mund die Worte entschlüpfen, die sie schon seit Monaten dort für mich aufbewahrte: „Du destruktives Element.“

Eine dieser Sekunden, wenn man seinen Gegenüber betrachtet und erkennt, dass er dem Wahnsinn verfallen ist, der sich mit bitterer Grimasse gewaltsam durch die Gedankengänge schleicht und nie wieder zur Ruhe kommen wird.

Der Leistungsdruck wird nicht weniger, wenn einem gesagt wird, wie gut man ist. Als destruktives Element ist man nicht mehr an Erwartungshaltungen gebunden. Zumindest an keine, die sonderlich hoch gesteckt wären.

Die Welt öffnet ihre Pforten und dort ist kein Petrus mehr, der einem den Zutritt verwehren kann, dafür ist man viel zu unwichtig. Man schlüpft hindurch, genießt die Freiheit und lebt sein Leben, das ohne die Wahnsinnigen nur halb so einfach wäre.