15. Gastbeitrag: Sommer
23.03.10An dieser Stelle folgt der 15. Gastbeitrag aus der Blog-Reihe: „Ich sehe was, was du nicht siehst„. Geschrieben, gedacht, gesehen von novemberwolke, deren Blog erst noch erfunden werden muss …
Sommer
Dein Kopf liegt auf meiner Schulter. Du rauchst. Die kleinen Fältchen in deinem Augenwinkel zucken, wenn du versuchst die Regentropfen zu fixieren. Sie bilden einen Vorhang und schließen uns, auf unserem kleinen Balkon, ein. Ein Blitz, ein Grollen. Stille. Nur das stetige Rauschen in der Dachrinne begleitet die Melodie unseres Schweigens. Wir sitzen im blau-weiß-gestreiften Strandkorb und ich frage mich, woran du denkst.
Beine stecken in kurzen Hosen. Meine Füße ruhen auf dem hölzernen Geländer. Nasse Zehenspitzen – ab und an bahnt sich der Regen seinen Weg auf der warmen Haut. Ich bekomme Gänsehaut, drücke meine Nase und meine Lippen in deine Haare, die nach Salzwasser schmecken. Du bist heute schon den ganzen Tag so still und ich frage mich, ob dich etwas bedrückt, etwas stört. Zweifelst du?
Das Statische der Hitze, die alles lähmt, ist weggespült. Es liegt diese Spannung in der Luft, die die Kopfhaut zum Kribbeln bringt, ein Ziehen im Bauch verursacht. Elektrisch. Anziehend. Du schaust mich an. Deine Hand berührt mein Gesicht. Du lächelst. Tränen füllen meine Augen. Weder halb voll, noch halb leer beginnen sie überzulaufen und ich befrage mich.
Ich weiß, dass du uns nicht in Frage stellst – ich tu es auch nicht. Aber manchmal möchte ich schreien, meine Unsicherheit anschreien und verjagen. Gedanken auf Abwegen, Phantasien auf Irrwegen. Hypersensibel – Gewinn und Last.
„Now you can’t change the way she feels
But you could put your arms around her“
(Massive Attack – Protection)
Sommer und Regen. Liebe und Fragen. Im Maß hat beides seinen Reiz.
Der Regen lässt nach. Du nimmst meine Hand, fest und bestimmend. Ich fühle mich sicher. Die Wolken in meinem Kopf verschwinden. Dampfende Nässe auf der Straße. Schwüle umgibt uns. Zwei unter Millionen von Sandkörnern.