Und wieder ..

01.10.10

Und dann kamen sie wieder, die Tränen. Schon gestern als ich mein Zimmer aufräumte und ein Foto von meinem Dad fand, dass er mir irgendwann vor Jahren einmal schenkte und bei dem ich mir damals nur leicht irritiert dachte, dass das ja ein doofes Geschenk sei. Jetzt steht es hier auf meinem Tisch und der Schmerz, von dem ich dachte, er sei weniger geworden, ist wieder so präsent wie am Anfang.

Immer wieder schlägt die Erkenntnis „Er ist wirklich tot“ zu, schlägt zu, zu und zu und es tut so schrecklich weh, dass er weg ist, dass ich es kaum ertrage. Vielleicht ist es auch mein Geburtstag, der immer näher rückt und an dem ich ihn weder sehen, noch sprechen kann. Ich mochte meinen Geburtstag noch nie sonderlich. Ich pack nicht gerne Geschenke aus. Ich bin nicht gut im Lächeln, wenn das Geschenk doof ist und ich bin noch schlechter darin, Freude über ein tolles Geschenk zu äußern. Trotzdem nehmen Leute mein „Schenk mir nichts, ich will nichts“ nie ernst. Aber viel schlimmer als die Geschenke ist, dass mein Dad nicht da sein wird. Er wird nicht mit mir ins Maredo fahren, um mir das teuerste Steak der Karte zu spendieren – einfach nur, weil er weiß, dass ich am liebsten die komplette Kuh fressen will. Er wird auch nicht mit mir in den Stern Verlag in Düsseldorf fahren – die einfach nur gigantischste und beste Buchhandlung, die ich kenne – um mir dort viel zu viele Bücher zu kaufen und sich anschließend von mir ins Starbucks oder Woytons locken zu lassen, wo er sich zwischen all den bonzigen Anzugtypen und Hipstermädchen unwohl fühlen wird, ohne es sich anmerken zu lassen. Genauso wenig wird auf meine „Oh, guck mal, das Hipstermädchen hält sich für modern“-Bemerkung mit der Frage reagieren, was zum Teufel denn ein Hipster sei.

Er wird einfach nicht da sein. Und ja, vielleicht ist seine Seele irgendwie anwesend und seine Präsenz irgendwie spürbar, aber es ist halt einfach nicht dasselbe. An manchen Tagen ist es tröstend, wenn ich daran denke, dass er mich – sofern es ein „Leben nach dem Tod“ gibt – irgendwie noch begleitet. Aber meistens ist es das nicht. Größtenteils tut es einfach nur weh und er ist weg. Weg von mir und weg aus meinem Leben, obwohl ich so gerne anrufen würde, um ihm all die Dinge zu erzählen, die ich nicht mehr bloggen mag, weil mir die Worte fehlen.