Leonie: Kindheitserinnerungen
18.12.10Eine winzige neue Gastbeitragsreihe steht uns ins Haus, während die alte keineswegs beendet ist, sondern nur ein wenig lustlos vor sich hin faulenzt und darauf wartet, dass etwas geschieht. Verschiedene Schreiber werden euch hier nach und nach ein paar Kindheitserinnerungen spenden. Falls ihr ebenfalls eine Kindheitserinnerung habt, die ihr hier veröffentlichen wollt, schickt sie mir an HannahKraus@gmx.de und wenn sie mir gefällt, wird sie gepostet.
Den Anfang macht Leonie, die mir übrigens eine kleine Schwester ist. ♥
Mir passieren öfters dumme Sachen. Beziehungsweise nicht dumm, aber sagen wir … ungeschickt.
So etwa vor längerer Zeit, als ich noch klein war und mit einer Nachbarin redete. BEZIEHUNGSWEISE, sie redete und ich hörte zu. Und irgendwann hatte ich keine Lust mehr und sagte, dass ich jetzt spazieren gehe und jetzt los muss. Und sie fragte, wohin ich denn gehen würde. „Och einmal durch den Ort und über die Wespenstichstrecke nach Hause.“
Und ich erinnere mich noch genau an dieses Gesicht. Da waren mehr als drei Fragezeichen. Wespenstichstrecke. Wieso kennt die Olle das nicht? Ganz entrüstet erklärte ich ihr, dass das doch dieser Aufstieg „da hinten“wäre und lief fort. Nein, ich realisierte die einzelnen Worte „Wespen-Stich-Stecke“ nicht. NEIN, das war ein Eigenbegriff. Wie Rasenmäher. Nicht „Rasen-Mäher“. Empört erzählte ich Mama von der Nachbarin. Und Mama lachte. Und lachte. Und ich verstand die Welt nicht mehr. Und dann erzählte sie mir, dass mein großer Bruder auf diesem Weg von einer Wespe gestochen wurde und er deshalb Wespenstichstrecke genannt wird.
HALLO? Ich begann zu verstehen und konnte darüber nicht lachen. Irgendwie war das Wort doch so selbstverständlich und jetzt? Jetzt war es nur ein Wort aus der Familie. Aber was heißt „nur“. Der Weg ist und bleibt die Wespenstichstrecke.