Maria: Kindheitserinnerung

26.12.10

Eine winzige neue Gastbeitragsreihe steht uns ins Haus, während die alte keineswegs beendet ist, sondern nur ein wenig lustlos vor sich hin faulenzt und darauf wartet, dass etwas geschieht. Verschiedene Schreiber werden euch hier nach und nach ein paar Kindheitserinnerungen spenden. Falls ihr ebenfalls eine Kindheitserinnerung habt, die ihr hier veröffentlichen wollt, schickt sie mir an HannahKraus@gmx.de und wenn sie mir gefällt, wird sie gepostet.

Die vierte Erinnerung kommt von der wunderhübschen Maria, die irgendwie jede Woche in einer anderen Stadt zu sein scheint.

Es war endlich wieder so weit: Mein Vater und ich machten uns auf den Weg zu Freunden, wo auch schon meine beste Freundin sehnlichst auf mich wartete. Kaum angekommen, verkrochen wir uns in ihrem Kinderzimmer mit der Tapete voller Luftballons, um die ich sie so sehr beneidete. An diesem Tag hatte Julia etwas ganz besonderes mit mir vor, wir spielen Friseur! Da konnten wir mal genauso sein wie unsere Mamis.

Zunächst bauten wir alles auf: Den Friseurstuhl, auf dem ich es mir mit einer Zeitschrift, ebenso wie die Großen das tun, bequem machte. Auf das Tischchen stellte sie eine kleine Schüssel mit Wasser und legte Kamm und Schere daneben. Erschrocken blickte ich auf die Bastelschere und sagte noch: „Aber du schneidest nicht in eeeecht!“ Mit einem heftigen Kopfschütteln legten sich meine Ängste und Julia legte sofort los. Nach einigen Minuten fielen plötzlich dunkle Haarsträhnen auf meine Zeitschrift. Schnell griff ich zum Spiegel, in dem ich nun einen raspelkurzen Pony zu sehen bekam. Ich fand es ganz hübsch, trotzdem hatte Julia keine Lust mehr, die Rollen zu tauschen und versteckte schnell die Schere.

Gegen späten Nachmittag machten mein Vater und ich uns wieder auf den Weg nach Hause, ohne, dass er meiner neuen Frisur Aufmerksamkeit schenkte. Bei Mama angekommen, schrie diese überrascht: „Was habt ihr denn mit Marias Pony gemacht??“ Mein Vater entgegnete: „Ach DAS ist anders, ich hab mich gewundert, irgendwie sieht sie anders aus, aber ich wusste einfach nicht was.“