021213

02.12.13

Man würde meinen, es sei nicht so schwierig, mit einem Bus zu fahren – so viele Probleme kann es da immerhin nicht geben. Man steigt ein, setzt sich, fährt ein Weilchen und steigt wieder aus. Das System würde ganz wunderbar funktionieren, wenn die Welt nicht voller Menschen wäre.

Da ist der Kerl, dessen Kopfhörer größer sind als sein Kopf. Er starrt die offene Tür mit einer milden Faszination an, als wollte er nicht nur ihr mechanisches Prinzip verstehen, sondern zusätzlich auch noch die Probleme dieser Welt lösen wollen. Seine Augen sind schon ganz glasig vom vielen Denken und trotzdem braucht er drei Aufforderungen, seinen Körper aus der Lichtschranke zu heben, ehe er endlich versteht, wieso die Tür nicht zu geht.

Noch lieber sind mir aber die kichernden Mädchen, die grundsätzlich in jedem Bus zu sein scheinen und ihr Wochenende für so interessant halten, dass sie es lautstark jedem erzählen, obwohl sie nach außen hin natürlich nur mit ihrer Freundin sprechen. Eine Viertelstunde lang kann sie sich darüber auslassen, was sie getrunken und wer wen geküsst hat. Luft holen muss sie nicht. Wäre aber ohnehin nicht möglich, weil der Bus inzwischen so voll ist, dass keine Atemluft mehr übrig ist. Vermutlich sind das die gleichen noch rest-alkoholisierten Mädchen, die kurze Zeit später ausgerechnet die Seminare bevölkern, in denen ich auch sitze und die alle paar Minuten nutzen, um aufs Klo zu gehen. Manchmal frage ich mich, wieso ich mit diesen Wesen nicht klar komme. Wenn ich weniger anecken würde, wäre meine Grundstimmung ausgeglichener.

Die alte Oma wartet natürlich, bis der Bus sich wieder leert, um dann zielstrebig auf mich zuzusteuern und meinen Sitzplatz zu verlangen. Es sind andere Plätze frei. Sogar der liebste Oma-Platz vorne beim Fahrer ist frei. Das interessiert sie aber nicht, sie will meinen Platz und ich wette mit euch, sie will ihn deswegen, weil er nicht frei ist. Hätte ich einen Gehstock, würde ich auch jede noch so kleine Möglichkeit nutzen, ihn als Drohung zu verwenden.

Ich freue mich darauf, alt zu sein und einen Gehstock zu besitzen. Wahrscheinlich hab ich dann auch wieder Zeit und Inspiration genug, um dann und wann mal etwas zu bloggen – das wird großartig werden.