17. Gastbeitrag: Zu Tode vergnügt

03.04.10

An dieser Stelle folgt der 17. Gastbeitrag aus der Blog-Reihe: „Ich sehe was, was du nicht siehst„. Geschrieben, gedacht, gesehen von Franzi, deren Blog Indigoidian ihr jederzeit besuchen könnt, wenn ihr mehr von ihr lesen wollt.


Du hättest auch gehen können. Aber du bist da geblieben. Hast dich wieder hingesetzt auf den Platz, auf dem du vorher auch gesessen hast, doch nicht ohne vorher noch einen leichtfüßigen Abstecher an die Bar gemacht und eines deiner Lieblingsgetränke bestellt zu haben . Nasse Freude.

Du hast viele Lieblingsgetränke, schon seit Jahren. Seit vielen Jahren, in denen du dich immer wieder dazu entschieden hast, da zu bleiben, statt einfach zu gehen. Am liebsten trinkst du die Sachen, die irgendwie nach nichts schmecken – und ich meine jetzt wirklich wortwörtlich nichts -, die dich, wenn du dich nur ein bisschen konzentrierst, glauben lassen, du nippst an Apfelsaft oder vielleicht an flüssig gewordenem Honig, und die dich schlagartig, in einem Moment, in dem du nicht damit rechnest, in eine Laune versetzen, die dir hilft. Bei irgendwas oder mit irgendwem oder vielleicht am Ende auch einfach nur mit dir selbst.

Und du weist, dadurch, dass du vielleicht doch damit rechnest, oder es dir wenigstens erhoffst, kommt es weniger überraschend. Aber egal. Hauptsache es kommt überhaupt. Hauptsache du bist nicht gegangen. Hauptsache du bist da noch drin. Stickige Luft, ein bisschen Urin, ein bisschen Asche auf deinem Haupt, ein gebranntes Kind, Schweiß. Und du trägst nie offene Schuhe, damit deine Zehen nicht in einer bitteren, trübe schimmernden Suppe baden gehen müssen.

Du hättest gehen können. Stattdessen taumelst du. Oder kotzt. Oder lässt deine Zunge irgendwann vielleicht lieblos um eine andere Zunge herumtanzen. Wenn du Glück hast, richtig großes verdammtes Glück, dann fühlt es sich gut an. Aber nach dem Aufwachen wird dir oft klar, dass die andere Zunge auch lieblos war.

Du hättest gehen können, stattdessen zwingst du dich zu lachen und eignest dir ein Verhalten an, das dir hilft, in der Menge unterzugehen, dich zu amüsieren oder wenigstens so zu tun. Aber es gibt Zeiten in denen es dich unglaublich anstrengt. Weil die Sicht und die persönliche Einstellung der anderen nur ein paar Schritte weit reicht, erkennt man nicht auf Anhieb, wie du mit dir kämpfst.

Du bist blutleer, gedankenleer, zu Tode vergnügt, innerlich völlig ausgehöhlt, aber du hast den Moment verpasst, in dem du problemlos hättest gehen können. Und bis die Tore schließen und du offiziell gehen darfst, erträgst du es still.

Der nächste Beitrag wird voraussichtlich am 7. April folgen und sich mit einem dieser drei Themen befassen: