Bleiben, weil er geblieben wäre.

23.07.10

Der Tod ist nicht leise. Nicht in einem Krankenhaus. Er piepst und summt und zeigt Alarmsignale an, bis der Arzt sich derer erbarmt und sie ausschaltet. Generell können Ärzte in so einem Zimmer auf der Intensivstation ziemlich viel ausschalten. Atemgeräte, Herzpumpen, Dialysegeräte, Medikamentengeber.

Nachdem die Maschinen ausgeschaltet waren, ging es schnell. Erschreckend schnell. Sein Herzschlag sank von 83 immer tiefer, landete bei 32 und .. endete. Er musste nicht leiden, dafür die Familie umso mehr. Es ist schwer, jemanden gehen zu lassen und zu akzeptieren, dass alles getan wurde, was getan werden konnte. Das Gefühl in der Sekunde, in der die Ärzte einem mitteilen, dass es zu Ende ist, ist weniger Trauer, sondern viel mehr Zweifel. Woher wissen die Ärzte, dass sich nichts mehr tut? Was ist, wenn ein Wunder geschieht? Kann sich wirklich nichts mehr bessern? Woher wollen die das wissen, die kennen ihn doch gar nicht.

Erst danach kommt die Akzeptanz. Es war vorbei und das vielleicht nicht erst heute. Es war sein Körper, der heute starb, aber .. lebte er denn wirklich noch, wenn es nur die Maschinen waren, die ihn am Leben hielten? Ich weiß darauf keine Antwort, aber ich bin froh, dass er nicht leiden musste und dass nicht das geschah, wovor er am meisten Angst hatte: Er wurde nicht sinnlos am Leben erhalten, während keine Chance mehr bestand, sondern ich habe ihn gehen lassen.

Bis zum Ende blieb ich bei ihm, weil .. auch er wäre geblieben.