Ich mach mir Sorgen um dich.
04.02.11Es ist so leise heute. Halb drei in der Nacht und mal wieder wird mir bewusst, dass ich mich in einer Kleinstadt befinde. Keine Motorengeräusche, kein müdes durch die Straßen tapsen, kein leises Kichern aus der Dunkelheit. Nur Stille. Stille und Kälte.
Ich bin ein bißchen traurig, im Moment. Eigentlich ist das eine Lüge. Zumindest der Zusatz „im Moment“. Ich bin nicht nur im Moment ein bißchen traurig, ich bin seit Wochen, wenn nicht Monaten ein bißchen traurig. Und schon kommen mir die Sätze wieder in den Sinn, die mir in letzter Zeit so oft gesagt wurden und mich immer ein wenig stutzen lassen. „Du schaffst das schon.“ – Woher will das jemand wissen? „Es ist bewundernswert, dass du noch nicht zusammengebrochen bist.“ – Arschloch, das ist kein Kompliment, merkst dus noch? „Ich mach mir Sorgen um dich.“ – Da ist er. Der Satz, dem ich absolut nichts entgegen zu setzen habe. „Ich mach mir Sorgen um dich.“ .. Das ist wie .. als würde sich die Wahrheit auf einmal schmerzhaft in dein Herz bohren, um dort wie eine Kreissäge zu tanzen und still und heimlich wieder zu verschwinden. Große Leere und ein wenig Schmerz zurücklassend, den man kaum mit bekommt, weil man noch immer viel zu perplex ist. „Ich mach mir Sorgen um dich.“ – Gott, ja. Ich bin jetzt einer dieser Menschen, um die man sich sorgt. Ich bin besorgniserregend. Sorgenmachend. Sorgen machend.
Es ist nicht immer nur der Ton, der die Musik macht. Manchmal ist es auch der Mensch, der den jeweiligen Ton anschlägt. Der den Satz sagt, der dich völlig haltlos zurücklässt. „Ich mach mir Sorgen um dich.“ – Was soll ich dir darauf antworten? Mach ich mir Sorgen um mich? Ich mach mir Sorgen um meine Zukunft, aber wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich schon wieder gar nicht, ob das so richtig ist. Eigentlich machte ich mir immer Sorgen um meine Zukunft. Noch eigentlicher liegt das aber vermutlich nur daran, dass man schließlich überall immer hört, wie knapp die Zeit ist – selbst ich nahm das unbewusst in mich auf, obwohl ich kaum Nachrichten lese. Aber „Momo“ las ich.
Was entgegne ich also, wenn du mir sagst, dass du dir Sorgen um mich machst? Vielleicht wäre die richtige Antwort: Das ist oke. Das bedeutet mir etwas. Aber es ist unnötig. Ich komm schon klar. Ich kam immer irgendwie klar. Das wird auch so bleiben, sofern ich nicht morgen einen Autounfall habe, sterbe und dann vermutlich nicht mehr klar komme. Wer weiß das schon?
Aber es ist gut, dass du dir Sorgen machst. Weil ich mir dann keine machen muss. Zumindest nicht um mich. Und jetzt lass uns so tun, als sei alles in Ordnung, ja?