Weißgold-Lächeln
07.03.13Wir sprechen davon, die Nacht zu trinken, während das Leben über unsere Haut kitzelt, bis wir uns kratzen müssen und blind ins Dunkel starren. Wir sprechen auch darüber, wie es ist, zu sein, was wir sind. Das Licht brennt in meinen Augen, als deine Finger den Lichtschalter streifen. Mühsam blinzle ich die tanzenden Nadelstiche weg, die nicht stillhalten wollen. Die Unruhe umklammert deine Hände, die über den Tisch fliegen. Routinierte Bewegungen, die dir schon seit Jahren in den Gliedern stecken.
Das leise Klacken erfüllt den Raum und drängt das Schweigen zurück in unsere Körper. Ein Knistern gesellt sich dazu, ein kurzes Einatmen und ein unterdrücktes Seufzen.
Die Stumpfheit wird zurück ins Hier gezogen und klebt dir weiß im Gesicht. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“, frage ich dich, doch das Nichts hat sich bereits wieder hinter deinen Augen eingenistet, die mich anstarren und versuchen, normal zu wirken. Leer lächelst du mich an, dein Mund wirkt zu rot, so blass ist deine Haut. Schwarze Augenringe liegen schlafend zusammengerollt in deinem Gesicht. „Ist doch alles gut.“, die Worte nur. Schwer liegen sie zwischen uns und ich zucke die Schultern. Es ist spät. Oder früh. Die Nacht ist fast vorbei und der Morgen sitzt bereits auf den Fersen wippend in den Startlöchern.Wenn die Nacht geendet hat, werde ich gehen. Das weißt du. Das weiß ich. Das wissen wir beide. Ich kann nicht einmal sagen, dass ich dich nicht mehr ertragen kann, weil du schon lange nicht mehr hier bist. Es vielleicht niemals warst. Du ziehst die Nase hoch, weichst meinem Blick aus, verziehst das Gesicht und gehst ins Badezimmer. Ein paar Minuten bleibe ich schweigend sitzen, ehe ich das Licht wieder ausmache und dem Tag zusehe, der in das dunkle Zimmer kriecht. Wasserrauschen dringt an mein Ohr und kurz weiß ich nicht, ob du duschst oder mein Kreislauf ein Gespräch mit mir beginnen will.
Ich stehe auf und verschwinde aus deinem Leben. Es fällt mir leichter, als ich erwartet hatte. Vielleicht bin ich jemand, der so etwas kann: Gehen, ohne zurückzublicken. Vielleicht war ich aber auch schon vor Wochen weg und wollte es mir nicht eingestehen.